nachtkritik 28.5.2025:

„Steht das Intendantinnenduo in Essen vor dem Aus? Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtet von einem tiefen Zerwürfnis zwischen Selen Kara und Christina Zintl, das schon bald zum Ende der ersten weiblichen Doppelspitze an einem Theater in NRW führen könnte.

Als einen Grund nennt Lars von der Gönna in seiner Recherche, dass mitnichten reine Frauen-Power das Haus regiert habe. „Zwar wurde es dem Vertragspartner kundgetan, doch die Tatsache, dass beide Intendantinnen ihre Ehemänner mitbrachten, erreichte die breite Öffentlichkeit der Theaterbesucher kaum.“ Während Torsten Kindermann (seit Jahren als Komponist und Arrangeur fester Begleiter der Inszenierungen Karas) fürs Essener Haus freiberuflich als Theatermusiker arbeitete, sei Zintls Gatte Maximilian Löwenstein als Dramaturg fest installiert worden. Bald schon soll Löwenstein von Mitarbeitern als ‚heimlicher Intendant‘ wahrgenommen worden sein. Löwensteins Einfluss hat von der Gönnas Quellen zufolge zum Ungleichgewicht in der Machtverteilung geführt. Nun werde er zum Ende der Spielzeit das Theater verlassen.

Die Krise hat sich für die WAZ bereits kurz nach Beginn der neuen Intendanz abgezeichnet: zusätzlich angefacht durch Konkurrenz zwischen den Co-Intendantinnen. „Kara, Kind des Ruhrgebiets, gilt als gut vernetzt, souverän und locker im Auftritt; sie war bald bevorzugte Interviewpartnerin der Medien. Zintl soll sich ungenügend repräsentiert gefühlt haben. Im Grillo-Theater will eine langjährige Kraft sogar wissen, dass Zintl auf gemeinsame Interviews bestanden habe, zu denen sie gar nicht gebeten war – um nur nicht ins Hintertreffen zu geraten.“ Umso seltsamer findet von der Gönna nun, „dass ausgerechnet Kara im Spielplan des Grillo-Theaters 2025/26 als Regisseurin gar nicht mehr vorkommt.“

„Wie geht es weiter? Eine Befriedung? Unwahrscheinlich. Unsere Informanten beschreiben die Atmosphäre im Grillo-Theater als ‚unrettbar‘. Den WAZ-Recherchen zufolge würden beide Intendantinnen das Haus am liebsten verlassen. Ein Rückzugsangebot soll vorliegen.“