Barrie Kosky: Bürger:innen Berlins und Opernliebhaber:innen in aller Welt, bitte helfen Sie uns.
Stoppen Sie diese Schande!

“Ich bin zutiefst schockiert und empört, während ich diese Worte schreibe.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, was von einer Handvoll Politiker:innen und Bürokrat:innen in Berlin diskutiert wird: die vollständige Schließung der Komischen Oper Berlin! Es geht hier nicht nur um eine Diskussion über Sanierungen und Budgets. Es geht um den skandalösen Vorschlag, dass die Komische Oper nicht in ihr rechtmäßiges und geliebtes Haus in der Behrenstraße zurückkehren, sondern an ihrem vorläufigen Standort im Schillertheater verbleiben soll. Das wird unweigerlich zur Schließung der Komischen Oper Berlin führen.

Die Komische Oper Berlin ist künstlerisch, geografisch und existenziell mit unserem Haus in der Behrenstraße eng verbunden. Dieses Theater ist seit seiner Eröffnung 1892 ein bedeutendes Juwel, die wichtigste Operettenbühne in Deutschland während der Weimarer Republik und die revolutionäre Geburtsstätte der modernen Oper unter der visionären Leitung von Walter Felsenstein. Es ist ein international bekanntes und beliebtes Theater und eine der wichtigsten Kultureinrichtungen in Deutschland.

Das Schillertheater ist ein Provisorium, in dem die Komische Oper ihre Arbeit nur während der längst überfälligen Renovierung fortsetzen kann. Es ist nicht die Heimat der Komischen Oper. Es ist nicht die Zukunft der Komischen Oper. Unsere Künstler:innen und unser Publikum können nicht länger bleiben als die Zeit, die die Renovierung unseres Zuhauses dauert.

Würden Sie das Berliner Ensemble vom Bertold-Brecht-Platz wegholen? Würden Sie die Berliner Philharmoniker von der Philharmonie trennen? Niemals. Wie das Stammhaus in der Behrenstraße in Berlin-Mitte sind diese Institutionen kreativ und untrennbar mit ihren Häusern verbunden. Der Komischen Oper ihre Heimat zu verweigern, hieße, sie langsam zu ersticken. Unser Theater in der Behrenstraße IST die Komische Oper.

Ich habe den Eindruck, dass mein geliebtes Opernhaus für seinen Erfolg bestraft wird: Nachdem wir jahrelang internationale Preise gewonnen haben und mit gefeierten Produktionen in der ganzen Welt auf Tournee waren und sind, die besten kontinuierlichen Einspielergebnisse aller Berliner Opernhäuser vorweisen können und das vielfältigste und jüngste Opernpublikum in Berlin anziehen, droht dem Haus nun die Schließung und das Aus.

Unser Lohn für diese Arbeit ist, dass eine langgeplante und dringend notwendige Renovierung, die der Staatsoper Berlin und der Deutschen Oper ermöglicht wurden und werden, der Komischen Oper Berlin nicht gewährt wird. Jede Entscheidung des Berliner Senats, die Sanierung der Komischen Oper zu stoppen, bedeutet den Tod der Komischen Oper. Dies wäre ein Akt des selbstverschuldeten kulturellen Vandalismus, wie es ihn in Berlin seit 1945 nicht mehr gegeben hat.

Bürger:innen Berlins und Opernliebhaber:innen in aller Welt, bitte helfen Sie uns.
Stoppen Sie diese Schande!”